Gelatin silver print, Eyelts
115 x 120 x 52 cm
Fibre Punk is a sculptural garment made from baryta photographic paper, printed with an image of the thorns of the floss silk tree (Ceiba speciosa). In its early years, the tree develops dense spines to protect itself from predators, making it unclimbable. Equipped with its own water reservoir, it endures droughts with remarkable resilience. Transformed into a wearable “armor,” these botanical qualities are symbolically adopted: a stance that may be rigid, yet provides the strength to survive crises and bloom again in the next season.
Die Dornen des Florettseidenbaumes werden vor allem in jungen Jahren ausgebildet und dienen dem Baum zur Verteidigung vor Fressfeinden. Sie bringen somit Schutz vor äußeren Einflüssen. Diese Dornen wurden durch den Akt der Fotografie aus dem Gesamtkontext des Baumes gelöst, welcher aus mehr Teilen als nur einer Rinde besteht, und ihrer Dreidimensionalität, also auch ihrer schützenden Funktion, beraubt. Die Wegnahme der Farbe erzeugte einen zusätzlichen Verfremdungseffekt. Im Zuge des Übertragens auf Fotopapier und der Formung zu einem Kleidungsstück werden die Dornen außerdem zu einem Muster abstrahiert. Übrig bleibt eine Metapher der schützenden Funktion des Florettseidenbaumes.
Der Herstellungsprozess des Objektes öffnet viele Fragen im Kontext seiner Stofflichkeit. Es handelt sich zum einen um eine Fotografie, welche im klassischen analogen Verfahren auf ein Barytpapier belichtet wurde. Die anschließende Formung zu einem mantelartigen Objekt steht jedoch im Gegensatz zur typischen Präsentation von Fotografien. Die Form sowie auch der Titel von Fibre Punk suggerieren Assoziationen mit Kleidung und Modestilen, welche durch die Materialität wiederum negiert werden. Die Fasern des Barytpapiers stehen schon aufgrund ihres Produktionsverfahrens im Gegensatz zum Material herkömmlicher Kleidungsstücke. Die Verwendung des Fotopapiers kontrastiert die Funktionalität eigentlicher Bekleidungsmaterialien. Die Festigkeit des Materials sowie auch die Form und Größe des Objektes lassen den Körper der tragenden Person dahinter verschwinden, anstatt ihn zu umschließen.
Fibre Punk zitiert zwei Kunstgattungen, das Design und die Fotografie. Diese Kunstformen werden auf formeller Ebene kontrastiert, was Genregrenzen und Kunsttraditionen verschwimmen lässt. Somit wird die Frage nach der Konstitution von Kunst aufgeworfen: Was ist eigentlich ein Kunstwerk und wann wird etwas als Kunst klassifiziert?
Text by Elisa Schacherreiter